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Belle Époque: Eine Zeitreise in der Beauty-Industrie

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Belle Époque: Eine Zeitreise in der Beauty-Industrie

Text: Niklaus Müller

Wenns um Beauty geht, schätzen wir bleibende Werte: Einige Kosmetikmarken gibts seit über 100 Jahren. Eine Zeitreise in Sachen Schönheit.

  • Belle Époque: Eine Zeitreise in der Beauty-Industrie

    Eines der ältesten Parfumhäuser der Welt: Guerlain, 1828 in Paris eröffnet.

  • Belle Époque: Eine Zeitreise in der Beauty-Industrie

    Roger & Gallet beliefert seit 1862 die Welt mit Seifen und Düften.

  • Belle Époque: Eine Zeitreise in der Beauty-Industrie

    Bourjois: Ein Schminkstift machte 1863 den Anfang.

  • Belle Époque: Eine Zeitreise in der Beauty-Industrie

    Alles begann 1872 mit einer Apotheke: Die japanische Beautymarke Shiseido.

  • Belle Époque: Eine Zeitreise in der Beauty-Industrie

    Elizabeth Arden produzierte ab 1914 ihre eigenen Produkte.

  • Belle Époque: Eine Zeitreise in der Beauty-Industrie

    Ursprung im 18. Jahrhundert in Köln: Der Duft 4711.

Bereits in der Antike wussten Frauen selber am besten, was es braucht, damit sie sich schön fühlten – und sie waren äusserst kreativ, wenn es um Verschönerung und Pflege von Haut und Haaren ging. So erstaunt es nicht, dass die Kosmetikindustrie früh zu einer weiblichen Domäne wurde.

Drei Frauen — eine Vision

Als Pionierinnen der modernen Schönheitspflege gelten drei Frauen, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts von sich reden machten, die sich aber nicht nur in Produkte-entwicklungen, sondern auch in Marketing und in Unternehmergeist hervortaten. Die erste war Harriet Hubbard Ayer, eine selbstbewusste, emanzipierte junge Frau, die sich für Journalismus, das Zeitgeschehen und Kosmetik interessierte. Bei einem Aufenthalt in Paris kaufte sie einem Apotheker die Formel für eine Crème ab, die einst von Madame Récamier, einer der schönsten Frauen der napoleonischen Zeit, verwendet worden war. Diese Crème Récamier wurde zum Grundstein der weltweit ersten Kosmetiklinie und von Ayers erfolgreichem Unternehmen, das sie 1886 in New York gründete. Etwas später machte sich in Australien eine junge Polin daran, die Kosmetikwelt zu revolutionieren: Helena Rubinstein wollte 1902 den von der Sonne malträtierten Teint der australischen Frauen mit aus ihrer Heimat importierten Crèmes verbessern. Dies tat sie mit so viel Erfolg, dass sie kurz darauf mit ihren Produkten und Schönheitsinstituten nach Europa und ab 1915 in die USA expandierte. Sehr zum Ärger von Elizabeth Arden, der dritten Beautypionierin jener Zeit. Seit 1910 galt sie im amerikanischen Kosmetikmarkt als Queen of Beauty, in ihrem New Yorker Salon verkaufte sie zuerst fremdproduzierte Crèmes und Gesichtswässer, ab 1914 liess sie die Produkte von firmeneigenen Chemikern herstellen. Die gebürtige Kanadierin besass auch die ersten Schönheitsfarmen, mit denen sie ihrer wohlhabenden Kundschaft ermöglichte, sich über einen längeren Zeitraum behandeln zu lassen.

Rivalität macht produktiv

Obwohl sich Rubinstein und Arden nie persönlich begegneten, herrschte zwischen ihnen eine lebenslange Feindseligkeit und Rivalität. Letztere trieb beide zu einer unglaublichen Produktivität an, die den Frauen zahlreiche Neuheiten und den Unternehmerinnen Reichtum brachte: Als Arden 1966 starb, belief sich ihr Vermögen auf über fünfzig Millionen Dollar. Rubinstein, die nur etwas mehr als ein Jahr vorher mit 94 Jahren starb, brachte es sogar auf über hundert Millionen Dollar. Die Namen und Marken der drei Pionierinnen prägen bis heute die tägliche Schönheitspflege zahlreicher Frauen weltweit.

Tradition aus Paris

Einige der ältesten Firmen der Beautybranche, deren Produkte noch heute erhältlich sind, stammen aus Paris, und kaum ein anderes Land hat sich derart um die Pflege der Schönheit und die Kreation von Düften verdient gemacht wie Frankreich. Trotzdem begann der Siegeszug eines ganz besonderen Wassers erst einmal in Köln. Der italienische Parfumeur Johann Maria Farina entwickelte dort im Jahr 1709 ein Elixier, das einem italienischen Frühlingsmorgen nach dem Regen gleichen sollte und das er Eau de Cologne nannte. In derselben Stadt lancierte Wilhelm Mülhens einige Jahrzehnte später sein eigenes Parfum, in dessen Namen er seine Hausnummer 4711 verewigte. Während der französischen Besatzung Ende des 18. Jahrhunderts entdeckten französischen Soldaten diese Duftwässer und brachten sie mit nach Frankreich. Daraus entstand der Gattungsbegriff Eau de Cologne, der seither für einen leichten Duft steht. Obwohl ihre Entstehung zunächst mehr mit Italien und Köln zu tun hatte, brauchte es Pariser Kosmetik-Knowhow, um aus diesen Duftwässern richtige Parfums zu machen. 1828 eröffnete Pierre-François Pascal Guerlain an der Rue de Rivoli sein erstes Geschäft und damit eines der ältesten Parfumhäuser der Welt. Mit Düften wie Eau de Cologne Impériale, L’Heure Bleue, Mitsouko, Shalimar oder Vol de Nuit eroberte die Familie Guerlain die Welt. So wie ein wenig später die Seifen und Düfte der 1862 gegründeten Marke Roger & Gallet. Deren runde, wohlriechende Seifen wurden schnell zu einem Markenzeichen und zählen noch heute zu den Bestsellern des Hauses. Natürlich waren es nicht allein die Düfte, die das Renommee von Paris als Stadt der Schönheit begründeten.Dafür sorgte Bourjois, eine Firma, die seit 1863 existiert. Ihr verdankt die Frauenwelt die ersten, damals so genannten Schminkstifte. Spätestens mit der Entwicklung des ersten Schminkpuders wurde Bourjois dann für die schönheitsbewussten Damen der Gesellschaft zum Begriff.

Asiatische Schönheit

Auch in Asien entwickelte sich eine Kosmetikindustrie, vor allem in Japan. Dies allerdings bis Mitte des letzten Jahrhunderts unter Ausschluss der westlichen Welt. Inzwischen sind auch bei uns zwei traditionsreiche Marken sehr beliebt. Einerseits Kanebo: 1887 als Textilunternehmen gegründet, importierte die Firma ihr Textil-Knowhow schon bald in die Kosmetiksparte. Dabei dreht sich bis heute alles um Seide: 1936 lancierte Kanebo seine erste Seidenseife, heute hat sich die Marke auf Beautyprodukte mit Seidenbestandteilen spezialisiert. Die zweite bekannte Marke aus Japan: Shiseido. 1872 eröffnete Arinobu Fukuhara in Tokio eine Apotheke unter dem Namen Shiseido. Fukuharas Ziel war es, fernöstliche Ästhetik und das traditionelle Wissen um die Hautpflege mit dem wissenschaftlichen Fortschritt und den Geschäftsmethoden des Westens zu verbinden. Daraus entstand 1897 das Gesichtswasser Eudermine, eine Shiseido--Ikone, die in überarbeiteter Formulierung bis heute die Haut von Frauen auf allen Kontinenten pflegt.


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