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Phoenix aus dem Torfmoor

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Phoenix aus dem Torfmoor

Gourmistas
Blogautor: 
Evelyne Emmisberger
Diesen Herbst verbrachte ich meine Ferien in Irland. Es hätte auch Schottland sein können, da bin ich flexibel – ich liebe beide Länder von Herzen, die raue Landschaft, das Licht, die wunderbaren Menschen mit ihrem sexy Akzent und die Küche, die so viel besser ist als ihr Ruf. Was mich mit den beiden Ländern aber am innigsten verbindet, ist meine Leidenschaft für ihren Whisky (Schottland), respektive Whiskey (Irland). Sollten eure Reisepläne euch einmal dahin führen, besucht doch eine Distillerie. Egal welche. Und ihr erfahrt mehr über Land und Leute als aus jedem Reiseführer. Whisk(e)y ist untrennbar mit dem Leben und der Geschichte der Region verbunden – und Geschichten werden in diesen Breitengraden leidenschaftlich gerne erzählt. Auch der Whisk(e)y selber ist ein Geschichtenerzähler für alle, die sich Zeit nehmen, ihn genussvoll zu verkosten: Seine Aromenvielfalt erzählt von seiner Herkunft und seiner geduldigen Wartezeit im Warehouse, von Meer, Torf, Moor, wildem Heideland, sanften Grashügeln. Und nach dem letzten Schluck ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende – nicht selten folgt einige Zeit später noch ein zartes Happyend, bei dem sich das edle Destillat mit nochmals neuen Aromen verabschiedet. Eine solche Geschichte weiss auch Tullamore zu erzählen, jenes Städtchen rund hundert Kilometer westlich von Dublin, das Namensgeberin des berühmten Tullamore D.E.W. Irish Whiskey ist. Die Distillerie wurde 1829 von Daniel E. Williams gegründet und 1954 geschlossen – dazwischen liegen Dekaden von Prosperität und Kampf ums wirtschaftlichen Überleben. Williams erschloss die Region mit Elektrizität, brachte die ersten Autos und das Telefon nach Tullamore. Die Schwierigkeiten folgten auf dem Fuss: Exportprobleme während der US-Prohibition, der Wirtschaftskrieg mit Grossbritannien in den Dreissigerjahren als Folge der irischen Unabhängigkeitsbestrebungen, der zweite Weltkrieg – wenn es Irland schlecht ging, war auch die Whiskeyproduktion in existenziellen Nöten. Kurz und gut: Seit 1954 wurde der stolze Whiskey Tullamore D.E.W. nicht mehr in seiner Heimatstadt hergestellt, zum grossen Bedauern der mindestens so stolzen Menschen der Region. Doch jetzt wird wieder produziert in Tullamore. Auf der grünen Wiese, respektive auf einem grossen Moor, entstand eine brandneue Destillerie nach modernstem Standart, die im September 2014 feierlich eröffnet wurde. Da hatten nicht nur die geladenen Tullamore-Veteranen, die die Schliessung 1954 noch miterlebt hatten, Tränen in den Augen. Drei wunderschöne, brandneue Brennblasen aus Kupfer sind das Herzstück der Distillerie, je eine für Grain, Pot still und Malt Whiskey. Die drei Whiskeyarten werden zu einem Blend gemischt, ein typisches Kennzeichen vieler irischer Whiskeys (im Gegensatz zum typischen schottischen Single Malt). Zur Feier der Eröffnung kredenzt Tullamore den Phoenix – eine dreifach destillierte und in Sherry-Fässern gereifte Spezialabfüllung, die wegen des hohen Pot-Still-Anteils so wunderbar crèmig, würzig und komplex ist, dass man ihm die happigen 55 Volumenprozent kaum abnimmt. Nur in Irland gibt es zudem eine Celebratory-Edition des Phoenix – 2014 Flaschen davon wurden abgefüllt. Er ist noch ein wenig expliziter als der „normale“ Phoenix, die Gewürz- und insbesondere die Nelkennoten ausgeprägter. Natürlich konnte ich nicht widerstehen – er ist nun ein Highlight in meiner Sammlung. Geniessen werde ich diese geschichtsträchtige Rarität nur mit besonders lieben Freunden. Und schon sind wir wieder zurück bei den Geschichten – zu diesem ganz speziellen Dram werde ich der Runde dann die Geschichte des Tullamore Phoenix erzählen, der aus dem Torfmoor wieder auferstanden ist, während im Cheminée ein munteres Feuerchen prasselt. Slàinthe! – Tullamore D.E.W. Celebratory Phoenix Exklusive Single Batch, ca. 85 Euro, nur in Irland erhältlich – Tullamore D.E.W. Phoenix, ca. 55 Franken, in der Schweiz erhältlich – www.tullamoredew.com Der Beitrag Phoenix aus dem Torfmoor erschien zuerst auf Gourmistas.
Bilder: 

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