On the Road mit Benny und Hannah
Blogautor:
Danielle Hausmann
Blog URL:
Das schnellste und günstigste Verkehrsmittel Singapurs ist die U-Bahn, die hier MRT (Mass Rapit Transit) heisst. Das Netz ist gut ausgebaut und die Züge verkehren beinahe mit jedem Wimpernschlag, ein Fest für jeden öV-Liebhaber – also auch für mich. Und sie ist sauber, die MRT, blitzblank gar. Das hängt mit den harschen Gesetzen zusammen: Wer auch nur ein Fitzelchen Papier zu Boden wirft, der muss mit einer happigen Busse rechnen. Ebenso verboten ist das Essen und Trinken – ausser man ist bereit, dafür 500 Singapur Dollar Strafe zu zahlen. Das geht dann sogar den Foodies zu weit. Zu meinem persönlichen Glück ist auch das Mitführen von Durian verboten. Allerdings werden in diesem Fall bei Zuwiderhandlungen beide Augen zugedrückt und keine Strafen verhängt. Es handelt sich ja schliesslich um die Nationalfrucht, Bitteschön. Beim Warten auf die U-Bahn wird man nicht nur mit zahlreichen Verboten, sondern auch mit Geboten konfrontiert. Das geht so weit, dass es Plakate mit Fertilitätsratschlägen für Sie und Ihn (Laptop weg von den Knien! Keine engen Unterhosen tragen!) sowie bösen Statistiken gibt, die die Abnahme der Fruchtbarkeit im Laufe der Jahre dokumentieren. Da lese ich doch lieber, was mir die fröhlichen Anstands-Ratgeber Bag-Down-Benny (Rucksack runter!) und Hush-Hush-Hannah (Schnell aus- und einsteigen!) gebieten.
Ebenfalls effizient und billig ist das Bus-System. Allerdings auch wesentlich komplizierter. Die Stationen sind im Innern der Busse weder angeschrieben, noch gibt es eine Durchsage – man muss also schon im Voraus sehr genau wissen, wo man hin und aussteigen will. Oder sich treiben lassen. Denn als Reisender ohne besonderes Ziel erkundet man die Stadt am besten, indem man sich einfach in einen beliebigen der zahlreichen Busse setzt und langsam durch die Stadt gondelt. Viel billiger und (ausserhalb der Stosszeiten!) weitaus weniger gedrängt als die „Hopp on – Hopp off“-Touristenbusse. Ich empfehle, irgendwo im Zentrum die Nummer 174 zu besteigen und bis Jurong East zu fahren oder von der MRT-Station Ang Mo Kio den Bus 138 zum Singapurer Zoo zu nehmen. Ersterer führt mitten durch die City und das Hafenviertel, zweitgenannter durch die prächtigen Woodlands. Gefährlich kann es übrigens in keiner auch noch so peripheren Gegend werden: Da Singapur flächendeckend videoüberwacht und der Besitz von Waffen massiv strafbar ist, gibt es so gut wie keine Kriminalität. Und wer nicht mehr heimfindet, springt einfach in eines der rund 25’000 Taxis. Diese sind im Vergleich zur Schweiz sehr günstig und in einer Vielzahl vorhanden. Ausser während eines Tropensturms, dann kann es sehr, sehr schwierig werden. Im Verhältnis zu den Taxis gibt es auf den Strassen übrigens relativ wenige Privatautos. Wer Auto fahren möchte, der muss zuerst in den Besitz einer sehr teuren Lizenz kommen, bevor er seinen Wagen überhaupt in den Verkehr setzen kann. Damit ist auch erklärt, weshalb das Verkehrsaufkommen im Vergleich zu anderen asiatischen Städten relativ gering und die Dichte an Luxuskarossen auffällig hoch ist. Wer sich gerne teure Boliden anschaut, der stellt sich am besten einfach an die Orchard Road und lässt sich beeindrucken.
Nur ein Randthema ist Velofahren im Singapurer Verkehrsalltag. Nur wenige Singapurer wagen sich in den Morgen- oder Abendverkehr. Zu wenig (respektive keine) Velospuren gibt es, zu ungeübt sind die Autos im Umgang mit Zweirädern und sowieso – zu heiss ist es. Allerdings: Am Wochenende, vor Sonnenaufgang am frühen Morgen, da ist Radfahren ein wahrer Genuss. Die Strassen sind leer, die Luft frisch, die Temperaturen gering. Hier ist es opportun, sich in den noch nicht vorhandenen Verkehr auf den vierspurigen Strassen zu begeben, die einen zum East-Coast-Park bringen, in dem auf autofreien Velowegen in aller Ruhe pedalt werden kann. Fahrräder können dort auch direkt vor Ort gemietet werden. Ein leiser Wind weht einem um die Nase, der Tag erwacht und draussen auf dem Meer, weit weg am Horizont, warten die Containerschiffe darauf, ihre Reisen hinaus in die Ferne anzutreten. Hush-Hush-Hannah und Bag-Down-Benny habe ich hier übrigens noch nie gesichtet. Viel Spass!
Die freie Journalistin Danielle Hausmann verbringt mit ihrem Mann ein Jahr in Singapur und schreibt uns als Gastbloggerin des Monats Januar ihre Erlebnisse aus der asiatischen Grossstadt.
Der Beitrag On the Road mit Benny und Hannah erschien zuerst auf Rollkoffer, Reisepass & Rigutto.
Mobile:
Erscheint auf Mobile