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9. Der Mahut und sein Toyota

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9. Der Mahut und sein Toyota

Reisespass und Rigutto
Blogautor: 
Brigitte Zaugg
Irgendwie königlich, wie wir, von der Air Condition lind umfächelt, im Fond eines überaus komfortablen Toyota Innova auf weiss bezogenen Sitzen mit verstellbaren Rücken- und Armlehnen thronen, vor uns die glänzend schwarze Wuschelfrisur unseres Fahrers Vijay und eine staubige Landstrasse ins Abenteuer Südindien. Hoffentlich ist der Driver ein netter Mensch, hatten wir im Vorfeld gedacht. Hoffentlich textet er uns nicht pausenlos mit Indien-Klischees aus der 08/15-Reiseliteratur zu. Und hoffentlich trinkt er nicht. Sonst könnte dieser Trip leicht zur Qual werden. Man sitzt ja immerhin täglich mehrere Stunden zusammen im Auto. Ohne Fluchtmöglichkeit. Die Sorgen erweisen sich als unbegründet: Vijay, verheiratet und Vater von zweijährigen Zwillingsmädchen, ist meganett, er behandelt uns respektvoll, ohne unterwürfig zu sein, und er trinkt keinen Tropfen Alkohol, wenn er fährt, genau genommen auch sonst nie. Und wir erfahren bald, dass er sich vor der Reise mindestens so grosse Sorgen gemacht hat: Würden wir nette Menschen sein? Oder aufgeblasene reiche Säcke? Die ihn dauernd mit unerfüllbaren Sonderwünschen kompromittieren oder an seinem Fahrstil herummäkeln? Der erste Stein fällt ihm ganz offensichtlich vom Herzen, als ich vor dem Einsteigen meine Zigarette entsorge, obwohl ich sie erst halb geraucht habe. Vijay: „If you like, you can smoke cigarette inside car.” Ich: “No. We not smoke inside car.” Hörbares Aufatmen. Vijay versteht auf Anhieb, dass wir zur Kategorie “Fan von Ruhe und Entspannung“ gehören, dass wir höchstens einen Tempel pro Tag zu besuchen gewillt sind und dass wir uns stattdessen gelegentliche Pausen am Strassenrand wünschen, etwa in einem Open-air-Teebeizlein für Einheimische oder auch nur, um uns von einem Fruchtverkäufer eine Kokosnuss aufschlagen zu lassen und zu diesem erfrischendsten aller Drinks eine Zigi zu rauchen. Und so kriegt Vijay auf seinem Diensthandy schon am ersten Nachmittag einen Anruf aus der Reception des Hotels Windflower in Mysore: Wo wir eigentlich blieben?! Man habe uns schon vor dem Mittag erwartet, ob alles okay sei?! Auch wenn wir kein Kannada (die Sprache von Karnataka) verstehen, so hören wir doch aus Vijays Antworten deutlich die englischen Wörter „costumers“, „peace“ und „relaxation“ heraus. Apropos Relaxation: Vijay beharrt darauf, nachts trotz Kälte im Auto zu schlafen, obwohl wir ihm natürlich gern einen Platz in den Fahrerräumen des jeweiligen Hotels offerieren hätten. Sein Argument leuchtet allerdings ein: „Drivers‘ dormitory sometimes not clean. Sometimes bed-bugs are there. Sometimes other drivers drunk are. Or loud snoring is there.” Überhaupt lasse er das Auto gar nicht gern allein. „When car happy, then driver happy. Then customer safe is.” Ganz so, als wäre er ein Mahut und der Toyota sein Elefant. Und wir das Transportgut, das es sicher von A nach B zu bringen gilt. Da ist was dran. So kann uns ja wirklich nichts passieren. Die Reception im „Windflower Resort & Spa“ in Mysore: Hier begrüsst Kakadu Rosy die Gäste Die Einfahrt zum Hotel wird von Gänsen bewacht   INGREBIDEL !NDIA: Als Gastbloggerin des Monats Februar schreibt annabelle-Produzentin Brigitte Zaugg über ihre jüngste Südindien-Reise mit Strandferien in Goa und einer Rundreise durch Karnataka, Tamil Nadu und Pondicherry. Ihr Profil bei Tripadvisor: „Reisende/r über 60“, „Ökotourist“, „Fan von Ruhe und Entspannung“. Mit dabei: Arno (68), die ultimative Inkarnation des Tripadvisor-Kriteriums „Fan von Ruhe und Entspannung“ und ein Meister der universellen Zeichensprache („Wieso reden, wenn mit ein paar angedeuteten Handzeichen alles gesagt werden kann?“) Der Beitrag 9. Der Mahut und sein Toyota erschien zuerst auf Rollkoffer, Reisepass & Rigutto.
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