15. Die grünen blauen Berge
Blogautor:
Brigitte Zaugg
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„Nila“ bedeutet blau, „giri“ heisst Hügel. Wir sind in den Nilgiri Hills auf über 2200 m ü.M. Blaue Flecken sind jedoch höchstens am Himmel zu sehen, die Landschaft mit ihren Urwäldern und Teeplantagen dagegen ist grün wie Irland auf Drogen. Ziemlich verstörend, dass die Bäume hier oben in den Himmel zu wachsen scheinen, während die höchste Waldgrenze der Schweiz (im Walliser Turtmanntal) bei 2100 Meter liegt.
36 Haarnadelkurven sind es bis hinauf nach Ooty und Coonoor, den beiden Hauptorten der Nilgiri Hills im indischen Bundesstaat Tamil Nadu. Kein Schleck für unseren Fahrer Vijay, denn der Verkehr auf dieser zweispurigen Bergstrasse ist mörderisch: Rücksichtslose Busfahrer zuhauf, schwer beladene Lastwagen, die Tee hinab- und Waren aller Art hinauftransportieren, und dazu der ganze Privatverkehr, in dem sich ohnehin niemand an die Verkehrsregeln hält. Doch nicht nur für diesen Effort bekommt Vijay an diesem Nachmittag ein besonders saftiges Trinkgeld: Am Bahnhof von Coonoor holen uns unsere Gastgeber vom „Aakriti Eco Homestay“ ab, und Vijay werden wir erst am übernächsten Morgen wiedersehen. Für ihn ist in Ooty für die zwei Nächte unseres Aufenthalts ein Zimmer in einem Fahrerhotel reserviert, denn in dieser Höhe ist es definitiv zu kalt, um im Auto zu übernachten. Die Temperaturen können im Winter leicht auf null Grad sinken, was scheints dem Tee – Hauptexportgut der Nilgiri Hills – einen besonderen Kick gebe, so dass Kenner ehrfürchtig vom „Nilgiri frost tea“ sprechen.
Kenner wie Vater und Sohn Ravi und Rajat Kumar. Auf einer kleinen Expedition in die Teegärten erklären sie uns, was Orange Pekoe ist, warum die Kronen der Schattenbäume in den Plantagen regelmässig gelichtet werden müssen, was der Qualitätsunterschied zwischen einem „Full leaf tea“ und dem „Staub“ in einem hundskommunen Teebeutel ist, dass Teepflanzen eigentlich Bonsaibäume sind, manche von ihnen an die hundert Jahre alt, und dass man einen wirklich guten Schwarztee nur ungefähr zwei Minuten lang ziehen lassen sollte, weil sonst die Tannine ausschiessen und all die kostbaren Geschmacksnoten plattmachen. Fast schäme ich mich, dass ich bisher zuhause immer erst dann Tee (aus dem Beutel) trank, wenn ich mich schon sehr krank fühlte.
Arno hört aufmerksam zu, während Rajat uns eine kleine Lektion in angewandter Teekunde erteilt
Flurbegehung
Ravi weiss alles über die Teepflanze: Geerntet werden nur die oberste Blattknospe und die zwei jüngsten Blättchen
Wie ein dickfloriger grüner Teppich: Teeplantage in den Nilgiri Hills mit Schattenbäumen, die immer wieder gestutzt werden müssen, damit sie genau die vorgesehene Menge Schatten spenden
INGREBIDEL !NDIA: Als Gastbloggerin des Monats Februar schreibt annabelle-Produzentin Brigitte Zaugg über ihre jüngste Südindien-Reise mit Strandferien in Goa und einer Rundreise durch Karnataka, Tamil Nadu und Pondicherry. Ihr Profil bei Tripadvisor: „Reisende/r über 60“, „Ökotourist“, „Fan von Ruhe und Entspannung“. Mit dabei: Arno (68), die ultimative Inkarnation des Tripadvisor-Kriteriums „Fan von Ruhe und Entspannung“ und ein Meister der universellen Zeichensprache („Wieso reden, wenn mit ein paar angedeuteten Handzeichen alles gesagt werden kann?“)
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