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5. Frauenpower à l‘indienne

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5. Frauenpower à l‘indienne

Reisespass und Rigutto
Blogautor: 
Brigitte Zaugg
Das ist Meena, im „Café del mar“ zuständig für die Betreuung der Touristen draussen auf den Liegestühlen. Hat jemand seine Sonnencrème vergessen? Meena kann aushelfen. Braucht jemand ein Badetuch? Einen Sarong? Ein T-Shirt? Meena hat alles im Angebot. Hat jemand seinen Hotelzimmerschlüssel im Sand verloren? Meena findet ihn. Pedicure mit Fussmassage gefällig? Samt Lackierung in einer Trendfarbe? Für 500 Rupien, etwa acht Franken, gibt Meena alles und setzt auf Wunsch aus winzigen Glitzersteinchen Blümchen auf die frisch bemalten Zehennägel. Acht Franken für eine Pedicure ist nicht viel, könnte man denken. Aber angesichts dessen, dass Hotelkellner Sushils Frau im fernen Westbengalen als Teepflückerin 28 Franken pro Monat verdient, jawohl, pro Monat – angesichts dessen hört man besser gleich auf, sich über Geld und den Wert von Arbeit zu hintersinnen. Auch Meena ist nicht auf Rosen gebettet. Dafür aber unglaublich willensstark: Ihren Mann Santosh (der „Mann fürs Grobe“) forcierte sie vor sechs Jahren zu einem Alkoholentzug, nachdem er begonnen hatte, beim Feuerspucken an Shackpartys den Brennsprit zu schlucken. Eine gröbere Brandwunde, die er im Taumel einem Küchenburschen zufügte, hätte ihn um ein Haar seinen Job im „Café del mar“ gekostet. Da wusste seine Frau, was es geschlagen hatte. Seither ist Santosh trocken. Obwohl Analphabetin, hat Meena im jahrelangen Kontakt mit Touristen Englisch gelernt, und sogar ein paar Worte Schweizerdeutsch („You like sarong with Elefänteli?“, „Your husband needs Hemli? Or Hose?“). So kam Rupie zu Rupie, und heute besitzt sie in ihrem Heimatdorf im nördlichen Nachbar-Bundesstaat Maharashtra ein eigenes, winziges Grundstück. Das einstöckige Häuschen dort ist fast fertig. Das Geld für die letzte Mauer will sie diese Saison erwirtschaften. Natürlich nur, wenn es reicht – neben den Ausgaben für die Boarding School ihrer beiden Söhne und für die Ausbildung ihrer Ältesten, die nach dem College Krankenschwester werden will. Denn für dieses eine Ziel arbeitet Meena seit Jahren: Ihre Kinder – besonders auch das Mädchen – sollen Bildung bekommen. Ihnen soll es einmal besser gehen als ihr selbst, die nicht einmal einen Pass besitzt, weil Menschen wie Meena gar kein Geburtsdatum haben und die Behörden einem keinen Pass ausstellen, solange man kein Geburtsdatum nachweisen kann. Wozu man ja wiederum einen Pass bräuchte … Dass Meena seit Jahren der grösste annabelle-Fan südlich des Himalaya ist, hat seinen Grund: Ihr Nagellacksortiment ist ein Geschenk unseres Beautyressorts, eine Art zinsfreier Mikrokredit in den aktuellsten Saisonfarben. „You save my business“, sagt sie immer wieder. Wenn es annabelle und ihrem „Good Man Beauty Boss“ gut geht, dann vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil Meena so oft für sie betet, dass längst die ganze Hindu-Götterschar Bescheid weiss über Max Factor, O.P.I., Dior & Co. Meena mit den „Colors of the Season“ aus dem annabelle-Beautyressort Ferrari-Rot … und Glitzersteinchen Goldene Überstunde: Meena (vorne im Sand kniend), umringt vom Schweden-Clan. Eine der Frauen hat ihr nachmittags einen Sarong abgekauft, jetzt wollen alle andern auch einen haben. Fotografieren ist übrigens, wie man hier schon mal sehen kann, nicht meine Stärke INGREBIDEL !NDIA: Als Gastbloggerin des Monats Februar schreibt annabelle-Produzentin Brigitte Zaugg über ihre jüngste Südindien-Reise mit Strandferien in Goa und einer Rundreise durch Karnataka, Tamil Nadu und Pondicherry. Ihr Profil bei Tripadvisor: „Reisende/r über 60“, „Ökotourist“, „Fan von Ruhe und Entspannung“. Mit dabei: Arno (68), die ultimative Inkarnation des Tripadvisor-Kriteriums „Fan von Ruhe und Entspannung“ und ein Meister der universellen Zeichensprache („Wieso reden, wenn mit ein paar angedeuteten Handzeichen alles gesagt werden kann?“) Der Beitrag 5. Frauenpower à l‘indienne erschien zuerst auf Rollkoffer, Reisepass & Rigutto.
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